Ich ziehe mich warm an. Gleich muss ich meine Heimat kränken: In Niederbayern können sie Wurst nicht. Korrekt: jedenfalls nicht nach meinem Geschmack. Nicht gelten lasse ich die fleischfarbenen Clownsgesichter, aus denen Käse grinst, und, nein, leider auch nicht Leberkäs und Rossknacker. Fett und Salz zeichnen das Gros unserer hiesigen Produkte aus, der eine oder andere Pressack mag durchgehen und auf der Suche nach einer anständigen Blutwurst habe ich schon mal eine sogenannte Schwarzwurst gefunden, die etwas mehr als nur riesige Fettstücke drauf hatte. Was ich meine, ist Wurst, die erst die Nase erobert mit ihrem deftigen Parfum und dann ein seliges Glänzen um die Mundwinkel zaubert. Wenn Sie schmecken wollen, was ich meine, fahren Sie in die Oberpfalz. Erster Halt Kallmünz. Es ist schon eine Zeit her, dass Philip Eichinger und Michael Schröder die Wirtshauslegende des Goldenen Löwen übernommen haben, mit Respekt doch furchtlos haben sie ihre eigenen Marken am Luber-Kosmos gesetzt. Wir besuchen die jungen Löwen, gerade als die Würste der ersten Hausschlachtung aus der Selch angeliefert werden. Typ Bauernseufzer: ouuuh ja! Rembrandtfarben in zarter Rauchaura und satt schimmernd wie große Lust. Inbegriff der Wurst, später mehr davon. Nun kann man einwenden, dass zwei junge unbekümmerte Küchenchefs mit einem großen Ruf im Rücken leicht Wursten haben. Nächster Halt Erlheim. Kannten wir auch nicht. Nahe Amberg in der Gegend vom Hirschwald biegt man auf ein Sträßlein ab, den Gasthof hinter einem modernen Vorgebäude hätten wir wahrscheinlich links liegen lassen. Wir hatten Manfred Erras schon im Bayerischen Fernsehen beim Kochen zugeschaut und gleich seine unprätentiöse Sorgfalt gemocht – dass alles selbst gemacht wird in diesem Gasthaus, auch das Bier und ja, auch die Wurst, gab dann den Ausschlag. Nicht nur der Herd in der Küche vom Erlhof ist beeindruckend, aber das ist eine andere Geschichte. In der kleinen Hausmetzgerei nebenan gehen einem die Augen über. Zum Glück erbarmt sich die liebe Frau Erras unserer Unschlüssigkeit und packt eine kleine Degustation zusammen – als Krönung ihrer Art wird sich die Hirschsalami hervortun. Weiter in den wilden Westen. Der überzeugende Oberpfälzer Jürgen Neumann hat fürs Bayerische Fernsehen schon einmal die besten Würscht der Region erkundet, ihm sind wir zum Alten Fritz nach Haunritz gefolgt. Von Sulzbach Rosenberg geht es Richtung Franken ins idyllische Högenbachtal nach Weigendorf, wo unvermittelt an der Straße der Gasthof von Rainer Mayer liegt. Die Strecke haben wir unterschätzt und kommen erst nach der Mittagszeit an. Schade, heute wäre Schlachtschüsseltag. Ein paar Gäste ruhen noch in sich in der Gaststube, wir dürfen dafür einen Blick in Mayers Schatzkammer werfen. Dort hängen im Fichtenrauch die Bauernseufzer, die viele für die besten der Oberpfalz halten. Jede Woche, oft auch zweimal, werden sie hergestellt, um die Kundschaft zu bedienen, die sich extra einen Weg für die Schweinspreziosen nach altem Familienrezept machen. Und was liegt da wie gemalt? Da gibt es tatsächlich noch den Pressack, der in einen echten Saumagen gefüllt wird. Dieser Metzger hat allen Grund stolz zu sein. Das strahlt er aus, steht wie ein Künstler vor seinem Werk. Sechste Generation. Es war uns eine Freude. Hier noch die Adressen unserer Wurstwallfahrt: